Ort:                   Sulingen (mit Scholen, Schwaförden und Siedenburg)

(Vergleiche auch Barenburg, wo bis Mitte des 19. Jahrhunderts das Zentrum jüdischen Lebens im Sulinger Land gelegen zu haben scheint)

Friedhof:     Größe: 1478 qm

Standort: Memelstraße (beim Altenheim)

Zustand: gepflegt (2 x im Jahr durch eine Klasse der Realschule)

Belegungszeitraum: 1845 Erwerb des Grundstücks, Belegung 1846 - 1934

Auffälligkeiten: Gedenkstein für russische Kriegsgefangene. Die während des Krieges hier vergrabenen russischen Kriegsgefangen und polnischen Fremdarbeiterinnen und Fremdarbeiter wurden umgebettet und ruhen heute auf dem Ehrenfriedhof in Deblinghausen. Ihre Namen stehen auf den Grabsteinen - Todesursachen sind bekannt, Umbettungslisten sind bei der Gemeinde Steyerberg, Krs. Nienburg einzusehen.

Vor 1846 gemeinsamer Friedhof mit der Gemeinde Barenburg in Barenburg.

Synagoge:       Die erste Synagoge - ein Betraum - befand sich bis 1841 im Wohnhaus des seinerzeitigen Synagogenvorstehers Bendix Falk in der Langen Straße 63, heute „Alte Wache“.

1841 wurde das Gebäude Kampstr. 4, gekauft. Es wurde 1993 abgerissen, da im Verfall begriffen.

In der Kaufgenehmigung vom 12. März 1841 durch die königliche-Hannoversche Landdrostei hieß es, daß die Synagogengemeinde Sulingen  „das Grundstück nur so lange zu ihrem Eigenthume behalte, als solches zur Synagoge benutzt wird, und mit dem Aufhören solcher Benutzungsart jenes Grundstück innerhalb der nächsten 6 Monate an einen Christen verkaufe“.

Wann zum letzten Mal eine religiöse Zeremonie dort stattfand, konnte nicht ermittelt werden. 1938 wurde das Gebäude durch den Liquidator der Synagogengemeinde - das letzte in Sulingen verbliebene Gemeindemitglied Hermann Jacobsohn an den Bäckermeister Heinrich Kriete verkauft.

Chronologie: 1753 Erste Erwähnung eines Schutzjuden Nathan Magnus,

1780 Drei Schutzjudenfamilien in Sulingen: Hirsch Raphael mit zwei weibl. Personen und 2 Kindern unter 14 Jahren, Michael Isaac mit Frau und 2 Jungen und einem Mädchen unter 14 Jahren, Jüdin Magnus mit einem männlichen und einer weibl. Angehörigen.

1793 Schutzbrief für Jacob Daniel

1796 Schutzbriefe für Jacob Marcus und Salomon Wolf in Siedenburg (Salomon Wolf aus Siedenburg ist 1784-1794 (lange Zeit!) Rebbe und Schulmeister in Vechta, dann Lehrer bei Moses (Harald Schieckel, Jüd. Lehrer im Oldenburger Land).

Spuren der Geschichte: Der Friedhof an der Memelstraße.

1994 tauchte bei der Renovierung der Fassade des Hauses Lange Straße 12 der Namensschriftzug des ehemaligen Besitzers auf: Herr Jacobsohn, Viehhandlung. Er verließ als letzter Jude Sulingen im August 1938. Er fungierte als Liquidator der Synagoengemeinde Sulingen, zuletzt von Bremen aus. Nach dem 9. November 1938 kam er mit anderen Bremer Juden über das Gefängnis Bremen  - Oslebshausen in das KZ Sachsenhausen. Er folgte dann über Bolivien seinen Verwandten nach Argentinien, wo er 1971 verstorben ist.

Zeitzeugen:     Die Kinder der ehemaligen in Sulingen wohnenden Juden sind heute   mindestens 75 Jahre alt. Sie leben in Israel, Argentinien und Südafrika.

Literatur:         Pape, Detlev, Vom Judenschutz und von Schutzjuden in der Vergangenheit unserer Heimat. In: Unter der Bärenklaue. Heimatblätter für das Sulinger Land Nr. 53 vom 15. Juni 1977 S. 347f (wichtig vor allem für Scholen, Schwaförden und die Dörfer)

Kurth, Eva u. Hilmar, Juden in Sulingen (vergriffen, keine Neuauflage)

Kurth, Hilmar, „Wenn’s Judenblut vom Messer spritzt ...“ Judenverfolgung im Raum Sulingen ... In: Focke, Greve, Kurth, Als die Synagogen brannten. 1988  (vergr., keine Neuaufl.) S. 98-166 (materialreiche Dokumentation der NS-Zeit für den Raum Sulingen und Umgebung)

Kurth, Eva und Hilmar, Dr. Gerhard Golm - der 1. Chefarzt des Krankenhauses Sulingen. Heimatblätter Januar 1988

Kurth, Hilmar, Ansprache zur Eröffnung der Ausstellung "Jüdische Friedhöfe in Niedersachsen" (Manuskript in der Stadtbücherei Diepholz)

Sabelleck, Rainer, : Synagogen, Schulen und Friedhöfe. Über die Entwicklung und das Ende jüdischer Gemeindeeinrichtungen im Gebiet des heutigen Landkreises Nienburg (1843-1938). Nienburg 1988, S. 32 u.ö.

Schmidt - Bollmann, Günter, Der jüdische Friedhof in Sulingen. Dokumentation (Manuskript). Bremen 1994.

Kurth, Eva u. Hilmar, Wenn Steine reden könnten - Auf den Spuren der Sulinger Juden. In: Chronik von Stadt und Land Sulingen Bd.5. Sulingen 1998 (das vollständigste und aktuellste für Sulingen)

 

Weitere Informationen: Eva und Hilmar Kurth, zum Friedhof Günther Schmidt - Bollmann

Zusammenstellung: Hilmar Kurth

Ergänzt um Chronologie und Quellen von H.-  Storz