Ort: Lemförde
(mit
Quernheim)
Friedhof: Größe: 3711 qm
Standort:
Quernheim, Am Sande (Straße von Lemförde nach Brockum, links ab ins Wäldchen)
Zustand: gut
Belegungszeitraum: 1732 - 1934
Auffälligkeiten:
Steine der Friedhofsstifter von 1732/3, insgesamt 79 Grabsteine, Stein auf
einem Massengrab russ. Zwangsarbeiter 1941 – 1945, 1942 Umbettung von Diepholz
Synagoge:
Standort: Lemförde, Hauptstraße (neben Geschäft
Kuhlmann)
Laut
Inspektionsbericht des Landrabbiners Dr. Meyer vom 30.10.1858 war die Lemförder
Synagoge besonders groß und schön (Inspektionsbericht bei Sabelleck, Nienburg
S.162)
Chronologie:
Vorhandenes Haus des Bürgers Friedrich Kämper 1817 von Synagogenvorsteher Jacob
Moses Kugelmann gekauft, 10.Nov. 1938 Synagogenschändung, Gebäude heute in Privatbesitz.
Zeitzeugen: Günther Roberg, Marga
Randall geb. Silbermann
Chronologie:
1690
Erster Schutzbrief für Hedemann Levy (Chaim, Sohn des Juda)
1702 Im Churf. Hannover
leben in 27 Städten, Flecken und Dörfern 73 Schutzjudenfamilien, davon 1
in Lemförde.
1732
Erstes Begräbnis der Ehefrau des Hedemann Levy auf dem
Jüdischen Friedhof in Quernheim
1743 Die Familie Kugelmann,
die aus dem Raum Hessen-Kassel stammt, läßt sich in Lemförde nieder und gründet
eine Tabakfabrik (ein nach dem 30jährigen Krieg boomendes Gewerbe, in dem
andernorts vielfach Juden tätig waren). Die Familie galt als wohlhabend. Um
1800 stieg sie um auf den Handel mit Textilien
1753
Nathan Magnus (Adelsheimer) erhält
Schutz in Lemförde
1783 Moses Jacob Kugelmann erwirbt ein Haus (heute Geschäft
Kuhlmann)
1785 Familie Weinberg kommt nach Lemförde. Ein anderer Zweig der
Familie nennt sich später Silbermann.
1798 Erste namentliche Erwähnung eines jüdischen Lehrers in Lmf.
1806/7 Familien Goldschmidt u. Oppenheimer kommen nach Lemförde
1817 Kauf der Synagoge
um 1820 Konflikte zwischen traditionsorientiertem und aufgeklärtem
Judentum, vertreten durch den Synagogenvorsteher Moses Jacob Kugelmann und Dr. Wolfers
1821
Nach zahlreichen Konflikten zwischen Lehrern Erlaß einer Synagogenordnung und
Aufstellen von Dienstvertrag und -anweisung für den Lehrer
1825 Familie Frankfurter kommt nach Lemförde
1873 Selig Oppenheimer einer der ersten Mitglieder im Kriegerverein
Lemförde
1906 wird im Turnverein Alfred Robergs Schwank „Strobbel und
Co.“aufgeführt.
1912 Alfred Roberg übernimmt Kassenführung im Lemförder
Radfahrerverein
1915 Sally Oppenheimer fällt als Soldat im 1. Weltkrieg, wird
umgebettet nach Quernheim und „im Lande seiner Sehnsucht“ beigesetzt
1938 Verwüstung der Synagoge. Einigen Familien gelingt es, aus
Deutschland zu fliehen, andere werden deportiert.
1997/8 Überlebende Juden, die in Lemförde geboren wurden, besuchen
zum wiederholten Mal ihren Geburtsort, erstmals aufgrund offizieller
Einladungen.
25. Samtgmdarchiv LF 2160 – 009 Konkurs
Kugelmann 1851- 59
26. Samtgmdarchiv LF 3251 – 002 Acta
betr. Cholera – Epidemie 1831: Hebungsliste vom Nov. 1831 (zahlreiche jüdische
Einzahler, geordnet nach Hausnummern!:
Hsnr. 3 (=Synagoge) Lehrer Cohn, Nr. 5 Wolfers, Nr. 7 Kugelmann, Nr. 83
Heinemann Rohberg und Witwe Rohberg, Nr. 97 Weinberg, Nr. 99 Goldschmidt, Nr.
109 Adelsheimer).
27. Samtgmdarchiv LF 3370 – 021 Rückkehr
Abraham Silbermann 1846
28. Samtgmdarchiv LF 3370 – 030 Gestapo
Hannover an Lemförde wegen Judenregistern 1939
29. Samtgmdarchiv LF 4050 –001 K(opie einer Akte
aus dem Staatsarchiv Hannover) Acta betr. der Annahme
von Familiennamen 1828
30. Samtgmdarchiv LF 4050 –002 K(opie einer Akte
aus dem Staatsarchiv Hannover) Nachweis 1815 über
copulierte und verstorbene Israeliten
31. Samtgmdarchiv LF 4050 –003 K(opie einer Akte
aus dem Staatsarchiv Hannover) Taufe Samson Oppenheimer 1825
32. Samtgmdarchiv LF 4050 – 030 F (Kopie einer
Akte aus dem Staatsarchiv) Erwerb von Immobilien durch Israeliten 1783
– 1846
33. Samtgemeindearchiv LF 4050 – 036 Jüdische
Einrichtungen und Rückgabe 1947
34. Samtgemeindearchiv (ohne Nummer)
Der jüdische Friedhof in Lemförde
35. Kreisarchiv Nr. 1053/2 Personenstandsregister
der Synagogengemeinde Lemförde 1845 – 63
36. Kreisarchiv Nr. 1214 Polizeistrafsachen
Anzeige der Lemförder Kaufmannschaft gegen Selig Samson Oppenheimer 1824-25
37. Stadtarchiv Diepholz Des. 18 Nr. 50 Betr.
Kugelmann/Oppenheimer
38. Stadtarchiv Diepholz Des. 18 Nr. 53
Betr. Kugelmann/Oppenheimer
39. Stadtarchiv Diepholz Des. 18 Nr. 57 Betr.
Kugelmann/Oppenheimer
40. Stadtarchiv Diepholz Des. 18 Nr. 841 Betr.
Kugelmann/Oppenheimer
41. Stadtarchiv Diepholz Des. 18 Nr. 848 Betr.
Kugelmann/Oppenheimer
Literatur:
Randall, Marga L., Als sei es erst gestern geschehen.
Jüdische Schicksale aus Schermbeck 1930-1997. Konstanz 1997 (darin Erinnerungen
an die Lemförder Familien Adelsheimer und Silbermann)
von Husen, Ludger, Aus dem Leben der jüdischen Familie Kugelmann. In: von Husen, Ludger, Meyer, Horst (Hg.), Flecken Lemförde. Eine 750jährige Gemeinde zwischen Dümmer und Stemweder Berg. Diepholz 1998. S. 69-76
von
Husen, Ludger, Sie waren unsere Nachbarn - Die Verfolgung,
Emigration und Deportation der jüdischen Bevölkerung im Flecken Lemförde. A.a.O. S.77-82
von
Husen, Ludger, Die jüdische Schule Lemförde. A.a.O. S.93-96
Rüdiger Kröger, Die Calenberger Juden im Jahr 1702.
In: Zeitschrift für Niederddt. Familienkunde 75. (2000) S.159 (Quelle über
Niederlassung 1694 Heidemann Levi).
von
Husen, Ludger, Genealogien der jüdischen Familien in Lemförde
(unveröffentlicht)
Storz,
Harald, Der jüdische Friedhof der Lemförder
Synagogengemeinde. A.a.O. S.83-92
Auskünfte:
Ludger von Husen, Harald
Storz.