Ort: Diepholz
(mit
Barnstorf, Cornau und Drebber)
Obwohl Barnstorf keine anerkannte, selbständige
Synagogengemeinde war, gab es einen
Friedhof und zeitweilig Versuche einer Gemeindebildung mit Synagoge und
Vorsteher. Deshalb wird Barnstorf in einem eigenen Kapitel dargestellt.
Friedhof: Größe
2170 qm
Standort:
Schlesier Str./Ecke: Pommernstr.
Zustand:
Keine Grabsteine erhalten. Zwei Gedenksteine. Der ältere stammt von 1954; seine
Entstehungsgeschichte ist weitgehend unbekannt. Der zweite Gedenkstein entstand
1997 und verarbeitete die Trümmer alter Grabsteine.
Auffälligkeiten:
Der Friedhof wurde Nov. 1938 verwüstet, im Nov./Dez. 1941 wurden die Grabsteine
zertrümmert und zur Fundamentierung der Lüderstraße verwendet. Bei Bauarbeiten
im Sommer 1995 wurden Reste die Steintrümmer geborgen und in das Denkmal auf
dem Friedhof eingearbeitet.
Im Sommer 1942 wurden die Gebeine exhumiert.
Die Gebeine von Sammy Philippsohn wurden nach Quernheim überführt.
Synagoge: Standort: Befand sich
Mühlenstr. 5, abgerissen, (Gedenktafel am Nebenhaus, z.Z. Elektronikgeschäft
Strathmann)
Chronologie: 30.6.1835 von der Judengemeinde angekauft, 1938 beschädigt, 1946 instandgesetzt, 1953 verkauft und abgebrochen.
Spuren der Geschichte: Ratssaal im Neuen
Rathaus, Glasfenster, gestiftet von Simon
Siegfried Fontheim. 1905 (S. S. Fontheim war Ehrenbürger der Stadt)
Mühlenstr. 5, Gedenktafel zur Erinnerung an
die Synagoge
Nicolaikirche, im Turmeingang befinden sich zwei Gedenktafeln für die im 1. Weltkrieg gefallenen und vermißten Bürger der Stadt. Die Namen Fontheim und Goldschmidt wurden um 1938 gestrichen und nach dem Krieg erneuert.
Robergstr (Günter Roberg lebt in Israel).
Fontheimstr.- (jüdischer Ehrenbürger)
Zeitzeugen:
Ausgewählte Familien: Diepholz 1935 (Adreßbuch
4429 Einwohner in 930 Haushaltungen,
4320 ev./82 kathol./27 jüd. Einw.
(97.5/1.8/0.6%)
Ginsberg,
Hermann, Viehhändler, Hindenburgstr. 54 (Ginsberg aus Varrel und Rahden 1926/28 nach Diepholz)
Goldschmidt,
Fanny, Witwe, Kohlhöfen 30 (Goldschmidt aus Jacobidrebber nach 1901/vor 1912 nach Diepholz)
Kleinschmidt,
Gustav, Schlachtermeister, Lange Str. 16
Löwenstein,
Alma, Kohlhöfen 7
Löwenstein, Mimi, Kohlhöfen 7
Philippsohn,
Semmi, Hindenburgstr. 46 (Philippsohn kam 1901 aus Kleinenbremen bei Minden - 28.03.1942 vor dem Transport ins
KZ erhängt, bei Friedhofszerstörung und Exhumierung aller Knochen im Sommer
1942 wurde Philippsohn ebenfalls exhumiert und nach Quernheim umgebettet)
Samenfeld,
Moritz, Arbeiter, Grafenstr. 21 (Samenfeld bereits vor 1814 in Diepholz),
Quellen:
Im Staatsarchiv Hannover (Die
meisten Akten im Hauptstaatsarchiv sind bisher nicht ausgewertet).:
8. Hann 131 (Landrabbinat) Nr. 29 Synagogenbezirk Diepholz 1834-1895
Eine Fundgrube ist auch das Diepholzer Stadtarchiv im Neuen Rathaus.
Literatur: Das
Bürgerbuch der Stadt Diepholz
1788-1851. Bearb. und hg. von Emil Johannes Guttzeit und Herbert Major.
Diepholz 1979. S. 11
Herbert Major, Siegfried Simon Fontheim - Gönner seiner Vaterstadt.
Herbert Major, Max Fontheims Wunsch: Lerneifer der Diepholzer Jugend fördern. In: Bärenschild und Löwentatze Nr. 13/1982
Wilfried
Gerke, Juden unter uns:
Ein fast vergessenes Kapitel Geschichte.
In: Heimatblätter des Lk Dh XIII.1988/89
S.47-52
Wilfried
Gerke, Eine Phase der
Radikalisierung. In: Heimatblätter des Lk Dh
XIII.1988/89 S.49
Wilfried
Gerke, Das Schloß
Diepholz als politisches Gefängnis. In:
Heimatblätter des Lk Dh XIII.1988/89 S.42
Oskar
Bödeker, Rede zum
9.Nov.1988. (enthalten im Materialordner der
Stadtbücherei)
Materialordner mit diversen Beiträgen in der
Stadtbücherei Diepholz
Herbert
Major, Entstehung und
Geschichte der Diepholzer Synagoge.
In: Zwischen Dümmer und Eschbach. 1990.
Wilfried
Gerke, Jüdische Lehrer
in Diepholz. In: Heimatblätter des Landkreises Diepholz XIV.1990/91 S.47f
Wilfried
Gerke, Das Verhältnis zu
den Juden. Latenter Antisemitismus
schon vor der Industrialisierung.In: Heimatblätter des Lk Dh
XV.1992/93 S.81-84
Nicolaus
Heutger, Jüdische Spuren
in Niedersachsen. Münster 1997 S.27
(Bericht über einen Konflikt zwischen Synagogenvorsteher und Lehrer im
Jahr 1817)
Videofilm Interview mit Günther Roberg zum
9.11.1997 Diepholz (erhältlich in der
Stadtbücherei und im der Kreisbildstelle Diepholz)
Hilmar
Kurth (Hg.), Günter
Roberg erinnert sich. Diepholz 1998.
Falk
Liebezeit und Herbert Major,
Auf den Spuren jüdischer Geschichte in Diepholz. Diepholz 1999
Wilfried
Gerke, Grabsteine als
Straßenschotter. Weniger Bekanntes über einen Diepholzer Friedhof. In:
Heimatblätter des Landkreises Diepholz Nr. 11/1999 vom 5.6.1999
Rüdiger Kröger, Die Calenberger Juden im Jahr 1702. In
Zeitschrift für Niederddt. Familienkunde 75. (2000) S.159 (Quelle über
Niederlassung 1694 Samuel Moyses und Simon Moyses).
Auskunft: Wilfried Gerke, Falk Liebezeit (Stadtarchivar), Herbert Major.