Ort:   Barenburg (mit Kirchdorf und Varrel, lange Zeit auch im Verbund mit Sulingen, wobei Barenburg der Hauptort war)

Friedhof:                         Größe 1160 qm

                        Standort: an der Straße zum Bahnhof

                        Zustand: 1993 renoviert

Belegungszeitraum: ca. 1740 (?? ältester Grabstein von 1809) – 1925, bis 1846 auch für die Synagogengemeinde Sulingen

Auffälligkeiten: Es sind 55 Grabsteine erhalten, davon 21 mit rein hebräischer Inschrift.

Volldokumentation: Günter Schmidt - Bollmann

Synagoge:    1847/8 gab es Bemühungen um die Überlassung eines Platzes von der herrschaftlichen Weihenwiese an die isr. Gemeinde Barenburg zur Erbauung einer Synagoge

Inspektionsbericht des Landrabbiners Dr. Meyer vom 30.10.1858: Neubauten von Synagogen werden ... in nächster Zeit nicht in dem inspicierten Bezirk nicht vorkomen (!) – mit Ausnahme etwa von Bahrenburg (!), dessen traurige Verhältnisse ganz exceptionell sind“ (Inspektionsbericht bei Sabelleck, Nienburg S.162). Ob und wann es zu diesem Neubau gekommen ist, ist nicht bekannt.

                        Standort: nahe dem Friedhof

Chronologie (Zusammenstellung aus en beiden kleinen Beiträgen von Pape)

1703 Erster Schutzbrief? (Pape/Hark, könnte Schreibfehler sein, da in Pape, Judenschutz 1753 erste Erwähnung im Sulinger Raum)

1707 Benjamin Nathan will sich in Varrel niederlassen .

1789 Schutzjude Israel Salomon in Varrel

1792 Schutzbriefe für Isaac Nathan und Levi Jonas in Barenburg

1794 Schutzbrief für Nathan in Varrel

1796 Schutzbrief für Jacob Abraham in Barenburg

1797 Schutzbrief für Israel Meyer in Barenburg

1803 Schutzjude Matthias Nachmann in Varrel, 46 Jhr., seit 17 Jhr. Schutz

1806 Barenburg Verlängerung des Schutzbriefes für Israel Meyer, der seit 10 Jahren Schutz in. Isaac Nathan aus Mannheim, Konkurs, Jacob Abraham, 59 Jahre.

Franzosenzeit  Größeres Wachstum der Gemeinde

1810 2 Schutzjuden in Varrel: Moses Horn (Name richtig?, Schlachter, 40 Jhr. seit 15 Jahren Schutz) und Schulmeister Baruch (Holländer, 28 Jahre, seit 3 Jahren hier in Dienst)

1825 Barenburg: Kfm. Daniel Jacobsohn und sein Vater, Levy Meyer (nennt sich Levy Cohn) und sein Vater, Jonas Meyer genannt Levi, Schlachter. Kirchdorf: Joel Simon Cohn. Varrel: Samuel Bloch.

Seit 1825 als Gemeinde nachweisbar. Sie hielten 1825 Gottesdienst im Haus des Vorstehers Jacobsohn. Der Jude Meyer, der mit Jacobsohn verfeindet war, hielt eigene Gottesdienste ab, den auch die Juden aus Kirchdorf und Varrel besuchten.

Seit mindestens 1838 in Barenburg als fast einzigem Ort des Sulinger Landes eine jüdische Schule, die zu diesem Zeitpunkt von 12 Kindern (6 aus Barenburg, 2 aus Kirchdorf, 4 aus Varrel) besucht wurde. Der Unterricht wurde in einer Wohnung, nicht in einem Schulgebäude abgehalten.

1842 wurde Abraham Salomon Marcus aus Moisling als Lehrer, Vorsänger und Schlachter (Schächter) eingestellt. Um 1900 ging der jüdische Lehrer von Barenburg auch nach Varrel und unterrichtete dort im Hause Rehling. 1903 hatte die israelitische Schule Barenburg (zusammen mit Kirchdorf und Varrel) 9 Kinder. Lehrer war Julius Rosenblatt, der nebenbei den Synagogendienst versah. Mit seiner Versetzung Okt. 1913 nach Diepholz wurde die Schule geschlossen.

Um 1850/60 von 600 Einwohnern 44 - 49 Juden. Zusammen mit den etwa 4 Familien in Varrel und den 2 in Kirchdorf eine Synagogengemeinde.

1938 Was nicht bei Pape steht, sondern bei Henneberg und Kurth, Als die Synagogen S. 138+148: In Barenburg und Varrel „versammelten sich in der Nacht zum 10. November 1938 die Menschen vor den Häusern der Juden, von denen es noch jeweils einen in beiden Gemeinden gab. Es folgten Hausdurchsuchungen, Scheiben wurden eingeschlagen, Wohnungseinrichtungen zerstört. Bei dem „Barenburger Juden“, Herrn Rosenthal wurde ein Schächtermesser gefunden, woraufhin er in Schutzhaft genommen wurde. Rosenthal war zu besagtem Zeitpunkt 92 Jahre alt.“

In der Kreiszeitung vom 11.11.1938 stand dazu: „... kam es in Barenburg und Varrel zu judenfeindlichen Kundgebungen, im dem die von Juden bewohnten Häuser durchsucht wurden. Verschiedentlich sind auch Fensterscheiben eingeschlagen, und das Inventar ist zertrümmert. Der 92-jährige Rosenthal aus Barenburg wurde von der Polizei in Schutzhaft genommen und ins Amtsgerichtsgefängnis Sulingen eingeliefert.“

Rosenthal wurde am 10.11.1938 verhaftet und nach Buchenwald gebracht. Die Altersangabe von 92 Jahren (also * 1846?) ist falsch. Laut H. Kurth liegt der Altersangabe ein von Bericht zu Bericht weitergetragener Fehler zugrunde, der auf den Zeitungsbericht zurückgeht. Rosenthal war nicht 92, sondern 72 Jahre alt, also * 1866.

Zeitzeugen:     -----

Personen:   Eigentlich alle Jacobsohns der Region scheinen zurückzugehen auf    den Ursprung dieser Familie in Barenburg. Um 1900 herum sind    viele Angehörige der Familie in Richtung  des heutigen Nordkreises    gezogen, vermutlich wegen der Nähe zu Bremen. Die zweite wichtige jüdische Familie in Barenburg ist Familie Rosenthal.

 

Lehrer:   Baruch, * ein Holländer, 1810 ist er 28 Jahre als und seit 3 Jahren hier in Dienst, wohnte in Varrel, Lehrer 1807- 1810 (oder länger) (Pape, Judenschutz S. 348).

Moses Goldschmidt,  * Harzgerode, Lehrer in Barenburg (ca. 1816-1819), dann 1819 - 22 in Wildeshausen (Schieckel, Harald, Die jüd. Lehrer  im Lande Oldenburg).

                        Jacob Behren(d)s, * 1799 in Przedburg (= Przedborow?), Lehrer in Barenburg (ca 1824 - 1827), 1827 - 29 in Wildeshausen, dann Landwürden (Schieckel, Harald, Die jüd. Lehrer  im Lande Oldenburg).

                        Jacob Thorner aus Grabia (Preußen), von ? bis Sept. 1833 Lherer und Schächter in Barenburg, anschließend nach Bruchhausen.

                        Abraham Salomon Marcus aus Moisling wurde 1842 als Lehrer, Vorsänger und Schlachter (Schächter) eingestellt. In Winter, Moisling S. 213  steht in einer Einwohnerliste vom Febr. 1830  (wohnhaft in christl. Häusern) Salomon Marcus mit Frau, 3 Söhnen und 1 Tochter, ansonsten bei Winter nicht auffindbar.

                        Julius Rosenblatt

Spuren der Geschichte: 1970 wurde das "Judenhaus" der Familie Rosenthal abgerissen. In Varrel lebte eine Familie im Haus der heutigen Sparkasse.

Literatur:    Pape, Detlev, Der Judenfriedhof in Barenburg und ders., Die jüdische Schule. Beides in: Hark, Helmut (Hg.), Die Geschichte des Fleckens und der Kirchengemeinde Barenburg. Sulingen 1970, S. 54 und 164

Pape, Detlev, Vom Judenschutz und von Schutzjuden in der Vergangenheit unserer Heimat. In: Uner der Bärenkluae. Heimatblätter für das Suligner Land Nr. 53 vom 15. Juni 1977 S. 347f

Henneberg, Ilse u.a., Verfolgte in der Heimat. 1994. S. 62 (Reichspogromnacht) und S. 92 (lückenhafte Deportationsliste)

Schmidt - Bollmann, Günther, Dokumentation des jüdischen Friedhofes in Barenburg (ms., Bremen 1998)

 


Quellen:   Vergleiche auch die Quellen zu Kapitel 8 Sulingen

HStA Celle Nr. 278 Die Juden in den Ämtern Auburg, Freudenburg und Uchte ... 1816-1817

HStA Hann 83 b Jüdische Personenstandslisten A Familienbuch des Landrabbinats Teil I Landdrostei Hannover: Gericht Banteln bis Amt Ehrenburg 1767 – 1842 (Teil VI Alphabetisches Personenregister)

HStA Hann 83 b Jüdische Personenstandslisten Bd. 13 Barenburg 1844-1880

HStA Hann 88 B  Nr. 1671 (Amt Ehrenburg)  Die Überlassung eines Platzes von der herrschaftlichen Weihenwiese an die isr. Gemeinde Barenburg zur Erbauung einer Synagoge 1847/8.

HStA Hann 131 Nr. 23 Synagogenbezirk Barenburg 1831-1882

HStA Hann 74 Sulingen Nr. 425  Ankauf eines Hauses durch Falke Magnus ... (Ankauf von Häusern und Grundstücken zwischen 1796 – 1856: Matthias Nachmann Varrel 1821, Daniel Jakobson Barenburg, Levy Meyer Rosenthal Barenburg 1830)

HStA Hann 74 Sulingen Nr. 426 Erteilung des Schutzes an Nathan Isaac in Barenburg 1814 (Dazu Schutzerteilung Jacob Fränkel Ehrenburg 1817, Matthias Nachmann Varel 1818,

HStA Hann 74 Sulingen Nr. 427 Schutzgeld der Juden

HStA Hann 74 Sulingen Nr. 428 Jährliche Schutzerneuerung der vergleiteten jüdischen Einwohner 1821-45

HStA Hann 74 Sulingen Nr. 429  Schutzerteilung an Daniel Jacobsohn in Barenburg 1822 (weitere Schutzerteilungen an Moses Lindenberg Varrel 1822, Levy Meyer Rosenthal  Barenburg 1822, Witwer Michael Isaac Barenburg 1825, Calm Lindenberg Varrel 1829, Samuel Block Varrel

HStA Hann 74 Sulingen Nr. 432 Schutz- und Konzessionserteilung an August Jacobsohn Barenburg 1830 (weitere Schutzerteilungen Levy Michel Weinberg Barenburg 1833, Schutzgesuch Thomas Jacobsohn Barenburg 1840, Schutzgesuch Herz Frenkel Ehrenburg 1843)

HStA Hann 74 Sulingen Nr. 434 Niederlassung des Israeliten Nathan Weinberg zu Barneburg 1843

HStA Hann 74 Sulingen Nr. 435 Niederlassung des David Levi Jacobsohn in Barenburg, ferner Ankauf des ehemals La Flècheschen Bürgerstelle zu Barenburg.

HStA Hann 74 Sulingen Nr. 438 Gesuch des Sidoni Weinberg aus Barenburg um Erlaubnis seiner Niederlassung in Varrel

HStA Hann 74 Sulingen Nr. 440 Jette Michel-Weinberg aus Barenburg, Beschwerde des Vorstehers Weinberg in Barenburg wegen Störung des Gottesdienstes sowie Übertretung der Synagogengesetze, Unterstützungsgesuch des Lindenberg in Varrel u.a. 1842-1849

HStA Hann 74 Sulingen Nr. 441 Gesuch des Salomon Fränkel in Ehrenburg zur Verheiratung und häuslichen Besetzung in Ehrenburg 1842-52

HStA Hann 74 Sulingen Nr. 442 Unterstützungen an Jonas Rosenthal zu Barenburg 1850 und Ilona Moses zu Varrel  1852

HStA Hann 74 Sulingen Nr. 444 Gesuch des Israeliten Isaak Weinberg zu Varrel wegen Erteilung eins Trauscheines 1852

HStA Hann 74 Sulingen Nr. 447?

HStA Hann 74 Sulingen Nr. 1301?

HStA Hann 74 Sulingen Nr. 1303 Angelegenheiten der Synagogengemeinde Barenburg sowie der jüdischen Schule in Barenburg und Varrel 1824-1852

HStA Hann 74 Sulingen Nr. 1304 Gemeinde- und Armenrechnungen der Synagogengemeinde Barenburg

HStA Hann 74 Sulingen Nr.1306 Geburts- Trauungs- und Sterbelisten der Synaogengemeinden 1845-51

HStA Hann 74 Sulingen Nr. 1308 Einsendung der jüdischen Geburts- Trauungs- und Sterbelisten

HStA Hann 74 Sulingen Nr. 1310 Das jüdischen Volksschulwesen im Amt Ehrenburg

HStA Hann 74 Sulingen Nr. 1311 Sterbelisten der Synagogengemeinde Barenburg 1863-1874

HStA Hann 80 Hann. I B g Amt Ehrenburg  Nr. 35 Verzeichnis der im Amte Ehrenburg vorhandenen jüdischen Familien 1814

HStA Hann 93 Nr. 1088 Bericht des Amtes Ehrenburg über  einen Juden Benjamin Nathan, welcher sich in dem Dorf Varrel niederlassen will (1 Schriftstück) (1707)

Hann 131 (Landrabbinat) Nr. 23 Synagogenbezirk Barenburg 1831-82

 

Mündliche Auskünfte: Hilmar und Eva Kurth, zum Friedhof Günter Schmidt - Bollmann.